Reflective Training – Warum stupides Wiederholen wenig Sinn macht

Tja, warum sind die Dänen im Weltbadminton wohl so erfolgreich?

Eine Frage, die ich mir als Trainer nach deutlichen Niederlagen mit meinen Teams gegen Dänemark schon häufiger gestellt habe. Was machen die anders als wir?

Der ehemalige Nationaltrainer und Professor für Sportwissenschaften an der Aalborg University (DK), Kenneth Larsen gab auf der Coaching Conference bei den Jugendweltmeisterschaften 2018 in Kanada einen Ansatz, warum dänische Badmintonspieler international so erfolgreich sind. Er erklärt den Ansatz des reflektierten Trainings.

Am Beispiel eines Netzdrops – eine im Badminton typische Technik, die im Training gerne von Trainern und Spielern immer wieder und wieder wiederholt wird – erklärt er, dass es nicht so wichtig sei immer wieder und wieder diese eine Technik zu üben sondern unterschiedliche Lernbedingungen zu schaffen und mit dem Spieler zu besprechen, warum ein bestimmter Schlag in einer bestimmten Situation nicht gemacht werden konnte. Die Spieler sollen vielmehr lernen solche „Probleme“ selbstständig zu lösen, als stupide Wiederholungen einer Technik abreißen.

Die Argumentation Larsen’s ist dabei schlüssig und einleuchtend:

Kenneth Larsen: „Das bloße Wiederholen, basierend auf der Annahme, man könnte dies in (Spiel-) Situationen wiederholen, ist eine einzige Katastrophe“.

Man sollte kein Techniktraining machen, wenn nicht die Situation klar ist, für die man diese Technik übt. Demnach macht unreflektiertes Techniktraining keinen Sinn, wenn die technische Ausführung sofort „zusammenbricht“, falls sich die Situation leicht ändert.

Weiterhin ist die Effektivität eines Schlags im Spiel nicht nur abhängig von der Ausführung, sondern auch noch von der Position des Gegners. Es ist also neben reinen technischen Ausführung auch noch wichtig, die wechselnde Position des Gegners mit zur berücksichtigen. Man muss also auch üben, sein peripheres Sichtfeld so zu erweitern, dass man augenblicklich die richtige Entscheidung über den zu spielenden Schlag trifft. Larsen stellt dafür auch eine einfache, aber effektive Übung vor:

Zwei gegen Eins: Ein Einzelspieler, spielt gegen ein Doppelpaar. Der Einzelspieler muss immer abwechseln die beiden Doppelspieler anspielen, diese dürfen immer kurz bevor der Einzelspieler den Ball trifft ihre Positionen tauschen.

Fazit

Larsen glaubt, dass der Erfolg des dänischen Badminton’s auch eng mit der Kultur der Unabhängig in Dänemark verknüpft ist. Ich glaube wir sollten in der Trainingskultur in Deutschland auch unsere Spieler mehr zu unabhängigen, selbstentscheidenden Sportlern machen, die möglichst reflektiert jedes Training und jede Übung angehen. Weiterhin sollten wir uns selbst immer wieder hinterfragen:

Warum machen wir diese Übung jetzt eigentlich?

Welche Situation soll der Spieler damit lösen?

Ist dem Spieler der Sinn der Aufgabe klar?

Wie können wir zusätzliche Faktoren, wie zum Beispiel peripheres Sehen, in dieser Übung trainieren?

Ihr findet hier den Original Artikel 

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